Das Hausmädchen mit dem Diamantohrring

Buchbesprechung

 

Leichte Kost, ja, aber raffiniert geschrieben, wenn man sich darauf einlässt. Augen zwinkernd, sich selbst sogar verbal hopps-nehmend, das musste ich erst herauslesen. Mit vielen Zitaten (alle schön mit Quellenverweis gelistet), sogar aus Reclam-Büchlein und Anspielungen in die Literatur, den Märchen zumeist, aber vor allem dem Kino. Fast könnte es eine Art “Hot-Shot” von Woody Allen geprintet sein. Nein, kein Hegemannscher Remix, bestimmt nicht.

 

Der Anfang ein irres Auf-den-Kopf-Stellen der Weihnachtszeit von Böll bis hin zum Ende mit Cyrano und Tootsie. Skurille Typen in den Stadtschluchten von Mainhatten mit gedrechselten Dialogen, als ob wirklich ein italienschischer Woody Pate gestanden hätte. Für mich war auf einmal der Inhalt Nebensache. Trivial: Reiche Zicke wird von zu Hause rausgeworfen und verschandelt sich per Maske um eines Jobs willen bei reichem Erben und der Plot tanzt um die alte Leier "Kriegen sie sich?"

 

Aber wie der tanzt. Sogar die albernen Lexika der Jugendsprachen von Pons bekommen ihr Fett weg, die Autorin kannte wohl das Twitterbuch des Verlages noch nicht. ;-).  Ein Boléro, der sich in ein furioses Finale steigert. Eine tote Katze bei einer Hochzeit, vom Pfarrer bepredigt, zusammen mit den abgeschnittenen Haaren des Ehemannes in einem Beutel und die Haare statt Reis über die Braut im 9. Monat gestreut. (Nein, nicht die Hochzeit der Protagonisten) Genial. Wie gesagt, das ist keine Kafka-Literatur,

aber feinstes Boulevard. Und das ist selten.

 

Mikel Bower